Kunstoffrecycling – bringts das?

Kunststoffe sind wertvolle Rohstoffe, die grösstenteils wiederverwendet werden könnten. Doch nur rund 8 Prozent der in Schweizer Haushalten anfallenden Kunststoffe werden wiederverwertet; der grösste Teil landet nach einmaligem Gebrauch im Hauskehricht. Das ist aus Sicht des Umweltschutzes problematisch und verschlingt unnötig Ressourcen. Nun bereitet die Gemeinde Obersiggenthal einen Pilotversuch für die Einführung einer Kunststoffsammlung vor.

Die Schweiz sieht sich gern als Vorbild, wenn es um Recycling geht. Doch gerade bei der Wiederverwertung von Kunststoffabfällen, von denen in Schweizer Haushalten jährlich 120’000 Tonnen anfallen, gibt es grossen Nachholbedarf. Heute ist es möglich, gemischte Kunststoffe zu sortieren und der Kreislaufwirtschaft zuzuführen. Ob der Wertstoff gesammelt wird, hängt aber meist von privatem Engagement ab; nur wenige Gemeinden bieten für Kunststoffe Sammelstrukturen an, wie sie beim Altglas oder beim Hauskehricht nicht wegzudenken sind.

Meist hat die Bevölkerung drei Möglichkeiten, Kunststoffabfälle zu entsorgen: Erstens zusammen mit dem Restmüll im offiziellen Kehrichtsack. Zweitens ermöglichen es Detailhändler, ausgewählte Kunststoffe zurückzubringen. In Einwurfcontainern vor den Ladenlokalen werden PET-Getränkeflaschen, Milch- und Spülmittelflaschen, CDs und DVDs entgegengenommen. Die dritte Möglichkeit besteht darin, bei Abfallsammelstellen wie dem "brings" in Turgi oder dem «Wertstoffcenter Relogis Frunz» in Gebenstorf Kunststoffsammelsäcke kaufen. In diese Säcke dürfen nahezu alle Arten von Kunststoff gefüllt werden, da sie anschliessend sortiert werden. Volle Säcke können bei der Verkaufsstelle abgeben werden.
 

Wertstoffe im Kreislauf

Der gewählte Kanal bestimmt über den weiteren Weg des entsorgten Kunststoffs. Fällt die Wahl auf den offiziellen Kehrichtsack, wird der Kunststoffabfall der Kehrichtverbrennung zugeführt. Es wird lediglich der Brennwert für Strom und Fernwärme genutzt. PET- und Milchflaschen, die im Sammelcontainer des Grossverteilers landen, werden der stofflichen Wiederverwendung zugeführt, denn für diese ausgewählten Kunststoffe gibt es in der Schweiz eine echte Kreislaufwirtschaft. Über ausgeklügelte Verfahren werden aus PET-Getränkeflaschen neue Getränkeflaschen. Bei der dritten Variante, dem Kunststoffsammelsack, wird der Inhalt sortiert und je nach Qualität wiederverwendet. Nach Möglichkeit wird der Kunststoff einer Kreislaufwirtschaft zugeführt. Aktuell ist das bei 63 Prozent des gesammelten Kunststoffs realisierbar. Weitere 33 Prozent der Stoffe erhalten als minderwertige Materialien ein neues Leben. Rund 4 Prozent sind nicht wiederverwendbar und werden der Verbrennung zugeführt.

Was vielen Konsumentinnen und Konsumenten nicht bewusst ist: Die bequemste Entsorgungsvariante, der offizielle Kehrichtsack, ist für sie auch die teuerste. Der Kunststoffsammelsack hingegen spart bis zu 20 Prozent der Entsorgungskosten, je nachdem, wie dicht er gefüllt ist. Die Rückgabe der ausgewählten Kunststoffe beim Detaillisten ist sogar kostenlos.
 

Ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft

Sämtliche Kunststoffabfälle in einem geschlossenen Kreislauf energieeffizient wiederzuverwenden, wird auch in Zukunft Wunschdenken bleiben. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, die tatsächlich realisierbaren Schritte zu tun. Im englischen Sprachraum spricht man von den «drei R»: Reduce, Reuse, Recycle. Das bedeutet «Reduzieren», «Wiederverwenden», «Rezyklieren». Das mächtigste R ist das Reduzieren: Wird Kunststoff nicht genutzt, muss er weder produziert noch entsorgt werden. Wir haben beim Einkauf die Wahl, auf Produkte in aufwändigen Verpackungen zu verzichten. Offenes Gemüse kann zum Beispiel im selbst mitgebrachten Sack gekauft werden. Oder man wählt fürs Picknick Einwegschalen aus Bambus anstelle herkömmlicher Kunststoffteller. «Wiederverwenden» ist im kleinen Rahmen zu Hause möglich. Es gibt unzählige Websites, die mit kreativen Projekten aufwarten.

Obersiggenthal will nun in Sachen Kunststoffrecycling einen Schritt vorwärts machen. Die Energie- und Umweltkommission der Gemeinde hat ein Projekt für eine zentrale Kunststoffsammlung mit dem System sammelsack.ch entwickelt. Dies erleichtert den Einstieg ins Kunststoffsammeln und leistet ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Individuelle Fahrten ins Recyclingcenter entfallen, was Verkehr vermeidet und Treibstoff spart – auch das zum Wohl der Umwelt.
 

Energie- und Umweltkommission Obersiggenthal

Der Start der Kunststoffsammlung ist im zweiten Quartal vorgesehen. Die Bevölkerung wird zu gegebener Zeit informiert.

Originalfoto:

https://www.pexels.com/photo/plastic-bottles-pressed-into-cubes-14370990/

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